01.03.2024 01:00
Das «Froschtaxi» sorgt für die Sicherheit der Regensdorfer Frösche
Frosch und Co. sind im Moment auf Wanderschaft vom Überwinterungsort zum Laichgewässer. Auf ihrem Weg hat es auch stark befahrene Strassen. In Regensdorf sorgt das «Froschtaxi» des NVR für die sichere Ankunft.
Regensdorf. Das Rauschen der vorbeifahrenden Autos überdeckt das zarte Quaken der Kröten, welche in Eimern darauf warten, über die viel befahrene Weiningerstrasse zu ihrem Ziel, nämlich dem Harlacher Weiher, zu gelangen. «Darf ich vorstellen», lächelt die Präsidenten des Naturschutzvereins Regensdorf Franziska Blum, «rund 50 Erdkröten». Ich habe mich an diesem Dienstagmorgen mit ihr beim Parkplatz des Tennisclub Harlachen getroffen, um mehr über die Wanderung der Frösche und Kröten aus dem Gubristwald in Richtung besagtem Weiher zu erfahren. Viele Erdkröten und Grasfrösche wollen jährlich zu ihrem Laichgewässer gelangen - ein gefährliches Unterfangen.Diese Wanderung wird am rund 500 Meter langen Amphibienzaun gestoppt, wo die Tiere beim Versuch das Hindernis zu umgehen in Kübel fallen, was ihnen aber letztendlich das Leben rettet. «Ja, ohne dieses Massnahme war es ein Massaker auf der Strasse», weiss auch Blum. Zu verdanken haben die Frösche und Kröten diesen Zaun dem ehemaligen Vorstandsmitglied Roger Vannini, welcher die Idee dazu vor 50 Jahren hatte. Und seit da sind zur Wanderzeit jeweils die freiwilligen Helfer unterwegs, um die Tiere sicher über die Strasse zu bringen. Dafür ist auch Franziska Blum sehr dankbar. «Unzählige Helferinnen und Helfer haben so dazu beigetragen, dass die Zugroute an der Weiningerstrasse auch nach 50 Jahren immer noch vorhanden ist», erzählt sie. Auch Schulklassen hätten mitgeholfen, standen früh morgens mit Gummistiefel und Kessel bereit, um die kleinen Lebewesen zu retten. Wie ich vor Ort auch erfahre, unternimmt ein Erdkröten-Weibchen nur einmal im Leben die Wanderung zum Laichgewässer. Wenn es dann unter die Räder komme, würden eine Vielzahl von Nachkommen sterben, so Blum, «unbemerkt und endgültig.»Doch die Froschdamen - und natürlich auch Herren - an der Weiningerstrasse haben Glück, und so ist es nun auch an diesem Morgen an der Zeit, die Tiere zu «ihrem» Weiher zu bringen. Dort werden sie von Blum behutsam aus den Eimern in das Gewässer entlassen und für die Statistik gezählt. So wurden dieses Jahr bis anhin gut 1400 Erdkröten und etwa 50 Grasfrösche in ihr Laichgewässer entlassen und bis Ende März werden sicherlich noch einige folgen. Die Kröten und Frösche bleiben übrigens rund drei Wochen zum Ablaichen im Gewässer, danach bringt sie das «Froschtaxi» wieder sicher zurück auf die andere Strassenseite. «So früh wie dieses Jahr sind sie aber noch nie gewandert», erzählt Franziska Blum. Bereits am 11. Februar seien die ersten Tiere unterwegs gewesen.Im Harlacher Weiher entwickeln sich nun aus dem Laich die Kaulquappen und bis im Juni sind dies winzige Frösche - tausende. Und diese möchten dann ebenfalls ihre Reise in den Gubristwald antreten. Wie sie das unbeschadet überstehen, ja, da ist guter Rat teuer, das weiss auch Blum. Bei diesem «Froschregen», wie man die Rückwanderung der jungen Kröten und Frösche nennt, würden viele Tiere auf der Strasse überfahren, meint Blum ein wenig nachdenklich. Denn es sei fast unmöglich, diese kleinen, zarten Geschöpfe einzufangen und über die Strasse zu tragen, obwohl man diesen Versuch natürlich immer wieder mache. Ein Amphibientunnel, ja das wäre schön, meint Blum, für die Hin- und Rückreise der Tiere. Doch dies ist im Moment noch in weiter Ferne.Während die Zahl von Frosch und Co. bei der Zugroute zum Harlacher Weiher die letzten Jahr stets gross war, zeigt sich bei der Route «Katzenrüti» ein ganz anderes Bild. Der Naturschutzverein Regensdorf ist dort ebenfalls aktiv und bringt die Tiere, welche aus dem Rümlanger Wald zum Katzensee wollen, sicher dort hin. «Die letzten Jahre wurde diese Route aber immer weniger genützt», erzählt Franziska Blum. Warum, das ist auch ihr ein Rätsel. Sie könne über die Gründe nur spekulieren. Man bemühe sich aber natürlich, mehr über dieses Phänomen herauszufinden. Dies auch mit Fachleuten der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch). Früher seien es einige tausend Tiere gewesen, welche den Weg eingeschlagen hätten, sieht Blum zurück. Dieses Jahr haben bis anhin 20 die Strecke zurückgelegt. Man wird die Situation nun sicherlich weiterhin beobachten.
Vortrag über Amphibien
Wer mehr über Frosch und Co. wissen möchte, hat am 8. März die Gelegenheit. Dann lädt der Naturschutzverein Regensdorf nämlich zum Vortrag «Leben zwischen Wasser und Land – wie geht es unseren Amphibien heute?», ein Bildervortrag über Frosch, Kröte und Molch.
Judith Sacchi