15.03.2024 06:00
Regensdorf, Rümlang und dieStadt Zürich spannen zusammen
Das Gebiet rund um die Katzenseen ist ein Besuchermagnet. Der Nutzungsdruck hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. Damit Flora und Fauna nicht noch stärker beeinträchtigt werden, muss jetzt gehandelt werden.
Region. Wohnen, direkt an der Naherholungszone und dem Naturschutzgebiet Katzensee», so und ähnlich wird Wohnraum rund um dieses Gebiet zum Teil angepriesen. Schön und gut, aber dieses Gebiet platzt an vielen Tagen im Jahr aus allen Nähten. Unzählige Erholungs-Hungrige tummeln sich dann im Raum Katzenseen, welcher zwischen den Gemeinden Regensdorf, Rümlang und der Stadt Zürich liegt. Und genau diese hat der Planungsdachverband Region Zürich und Umgebung (RZU) nun an einen Tisch geholt, um gemeinsam und gemeindeübergreifend ein Vorgehen zu initiieren, welches eine nachhaltige Entwicklung des Gebietes zum Ziel hat.
Einer, welcher um die Probleme rund um die Katzenseen bestens Bescheid weiss, ist Harry Keller, er ist Vorstandsmitglied des Naturschutzvereins Regensdorf (NVR) und teils auch als Ranger im besagten Gebiet unterwegs. Die Besucherlenkung sei schon seit Jahren ein Thema, meint er bei unserem Treffen vor Ort. «Es wird ringsherum gebaut, allein in Regensdorf werden ja bekanntlich die nächsten Jahre rund 6000 Bewohner mehr erwartet und viele Leute wollen dann halt an den Katzensee». Er fände es sehr gut, dass man nun mal gemeinsam einen Prozess angehen wolle. Und dass dabei auch die Landwirte in diesem Gebiet miteinbezogen werden, sieht Keller als sehr wichtig an. Denn auch diese bekommen vom enormen Besucherstrom jährlich doch einiges ab. Sei es das unbefugte Betreten ihres Landes, das wilde Parken von Autos bis hin zu unerwünschten Hinterlassenschaften rund um ihren Hof. Und im Gebiet um die Katzenseen sind so ziemlich alle unterwegs, welche sich zu Fuss, auf zwei Rädern oder per Pferd fortbewegen wollen. Auch im Katzensee ist an warmen Sommertagen so einiges los, wenn die Badegäste Abkühlung suchen. «Dass sich die Leute im Naturschutzgebiet befinden», meint Keller, dies sei nicht immer allen klar. Er denke, man müsste diese Information viel präsenter machen, damit die Besucher Bescheid wüssten. Denn die Katzenseen sind ein mehrfach verzeichnetes Natur- und Landschaftsschutzgebiet von nationaler, kantonaler und kommunaler Bedeutung und zusätzlich ein Smaragd-Gebiet mit internationalem Status. Was eigentlich nichts anderes heisst als dass Flora und Fauna froh wären, wenn sich die Besucherschar an einige Regeln hält und sich über die Vielfalt in diesem Gebiet bewusst ist. Dass das nicht wirklich immer der Fall ist, zeigt eine von vielen Geschichten auf, welche Harry Keller zu erzählen weiss, dies auf meine Frage, ob sich denn auch Tiere aus dem Gebiet zurückgezogen hätten.
Ja, der Waldohreule sei der Trubel zuviel geworden, bedauert Keller. Dies auch, da es sich einige Besucher nicht nehmen liessen, sie bei ihrem Tagesschlaf im Gehölz für ein Selfie ausfindig zu machen. Und ja, natürlich seien es vor allem die Vögel, welche insbesondere während der Brutzeit gestört würden. Es müsste einfach auch eine Sensibilisierung stattfinden, meint Keller. Dies könnte über verschiedene Kanäle erfolgen, ist er überzeugt.
Die Badi, welche sieben Tage in der Woche 24 Stunden geöffnet sei, locke natürlich auch viele Badegäste an den See, weiss Keller. Schön wäre, wenn in der näheren Umgebung eine Alternative dazu geschaffen werden könnte. «Vielleicht ein kleiner, künstlicher See», meint er und spinnt diese Idee noch weiter, «wo auch gleich noch ein kleines Naturzentrum stehen könnte. Ja, ich weiss, das ist ein Traum», lächelt Keller. Früher habe es für das Gebiet noch Monate gegeben, in denen der Besucherstrom nicht gross war, heute sei dies kaum mehr der Fall.
Am 11. April zum Projektmarktplatz
Nun gut, dass die Landschaft Katzenseen weiterhin viele Besucher anziehen wird, daran wird sich wohl kaum was ändern. Dass es aber so nicht weitergehen kann, dies ist auch den beteiligten Gemeinden und der Stadt Zürich klar. «Natürlich sind auch wir in der Gemeinde Regensdorf daran interessiert, eine gute Lösung für Mensch und Tier zu finden», meint Ladina Engler, Leiterin Raum & Umwelt. Und um einer Entspannung der Situation näher zu kommen, hat ein Fachbüro bereits Umfragen in der Bevölkerung gemacht und so erfahren, wo der Schuh am meisten drückt. Daraus haben sich einige Projektideen ergeben. Diese sollen nun am Donnerstag, 11. April, von 18 bis 20 Uhr an einem Projektmarktplatz auf dem Katzenrütihof vorgestellt werden (weitere Informationen: www.katzenseen.ch).
«Wir hoffen, dass sich möglichst viele Interessierte einfinden werden», so Engler. Dies, um die Entwicklung und Umsetzung von niederschwelligen Projektideen anzugehen mit dem Ziel, die Besuchermengen auf die Landschaft zu verteilen, neuralgische Punkte zu entlasten. Grosse bauliche Massnahmen, seien dabei nicht vorgesehen, aber kleinere Sachen, wie zum Beispiel ein Fernrohr oder auch ein neues Bänkli, wären sicherlich denkbar. «Es ist vor allem ein Prozess für die Bevölkerung», meint Engler, heisst, man möchte, dass sich diese auch einbringt und engagiert. Natürlich würde man seitens der Gemeinde Regensdorf mit Wissen und wenn nötig auch finanziell unterstützen, dass die Gemeinde selbst gezielt Projekte umsetzen werde, sei hingegen nicht vorgesehen. Der 11. April soll dazu dienen, die Projektideen zu diskutieren und Arbeitsgruppen zu gründen. Anschliessend sollen zwei Projektstammtische stattfinden, bei welchen die Arbeitsgruppen ihre Projektideen konkretisieren und zu Pilotprojekten entwickeln. Vor den Herbstferien möchte man diese an einer Ausstellung präsentieren. Der Wunsch der Gemeinden und der Stadt Zürich wäre es dann, dass sich private Trägerschaften um die Ausführung kümmern werden.
Judith Sacchi