Jubiläums-GV mit Schalk und Charme
KultuRegensdorf feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Die Jubiläums-GV vom letzten Freitag im Hotel Thessoni bot unter anderem auch eindrucksvolle Einblicke in die Entstehungsgeschichte.
KultuRegensdorf feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Die Jubiläums-GV vom letzten Freitag im Hotel Thessoni bot unter anderem auch eindrucksvolle Einblicke in die Entstehungsgeschichte.
Regensdorf. An der von der kultuRegensdorf-Präsidentin Annemarie Frei souverän geführten Jubiläums-GV wurden sämtliche Geschäfte ohne Gegenstimme genehmigt. Der Anlass war sehr gut besucht, von der lokalen Prominenz waren unter anderen auch der Regensdorfer Gemeinderat Bruno Weder sowie Christian Gantenbein von der Landzunft Regensdorf anwesend. Die Jahresrechnung wurde trotz einem Verlust von 4175 Franken, der indes ausführlich begründet wurde, diskussionslos angenommen.
Die Mitgliederbeiträge wurden bestätigt. 30 Franken kostet die Jahresmitgliedschaft in dem Verein, Kollektiv-Mitglieder zahlen 100, Gönner deren 300 Franken. Dafür wird ein umfangreiches Jahres-Programm geboten. So wird beispielsweise am 16. Juni im Hotel Mövenpick der Jubiläumsanlass «2x50 Jahre kultuRegensdorf und Kammerorchester Regensdorf mit «der Carmen-Suite» ein Glanzlicht bilden. Es werden 47 Schlaginstrumente beteiligt sein, unter den Musikern werden sich die weitherum bekannten Protagonisten Klaus Schwärzler und Benjamin Forster vom Tonhalle-Orchester Zürich befinden. Präsidentin Frei sagte dazu: «Noch nie hat es eine solch grosse gemeinsame Kiste für kultuRegensdorf und dieses Orchester gegeben. Ich werde selbst mitwirken und wir sind bereits ausführlich am Proben.»
Im Jahresprogramm ragt auch der Mitgliederausflug vom 6. Juli heraus, an dem man einen Besuch des Schweizerischen Nationalmuseums Schwyz inklusive Gondelfahrt Rotenflue mit Abendessen und musikalischer Unterhaltung erleben darf. Ein weiterer Höhepunkt wir beispielsweise das Adventskonzert am 30. November mit Ex-Kassensturz-Moderator Ueli Schmezer sein, an dem laut Ankündigung Songs des legendären Manni Matter «neu» beziehungsweise «anders» vorgetragen werden.
An der GV wurde Annette Muheim nach 23-jähriger Tätigkeit mit Wunderkerze und Blumenstrauss ehrenvoll verabschiedet. Bei ihrer Abschiedsrede bezeichnete sie sich selbst als «graue Eminenz» und betonte: «Es waren herrliche Jahre, die ich im Vorstand verbringen durfte. Es war spannend, lehrreich, emotional fordernd. Und manchmal ging es auch zackig zu und her. Und nicht immer herrschte Übereinstimmung. Aber ich danke euch für die vielen schönen Jahre, die ich mit euch verbringen konnte. Ich werde euch vermissen.» Ihre Nachfolge tritt Vittorio Zappia an.
«Ich trete in riesige Fussstapfen», lautete seine erste Einschätzung, ehe er seinen Werdegang und seine lokale Verankerung schilderte: «Ich bin im Kreis 4 der Stadt Zürich aufgewachsen. Später folgten Höngg und Oberengstringen als Wohnorte, ehe ich beruflich bedingt in Regensdorf heimisch wurde.» Zappia war 32 Jahre lang Sekundarschullehrer und danach noch Schulleiter im Ruggenacher. «Mit bald 70 stürze ich mich nun nochmals in eine neue Herausforderung», betonte Zappia. Er wurde ebenso diskussionslos gewählt, wie der restliche Vorstand im Amt bestätigt wurde.
Höhepunkt der GV waren die packend geschildert und aufschlussreichen zeitgeschichtlichen Ausführungen von Ernst Burkhart im Zusammenhang mit dem Wachstum der Gemeinde Regensdorf beziehungsweise der Entwicklung zur Kulturförderung in der Region. Mit einer Wandbild-Projektion der damaligen 2000-Seelen-Gemeinde Regensdorf anno 1958 eröffnete Burkhart seine Rede. Und erwähnte unter anderem die seinerzeitigen Verdienste in Sachen lokaler Kulturförderung durch den Zürcher Unternehmer Ernst Göhner, dem Regensdorfer Zentrumsplatz-Initiator. Die «NZZ» habe seinerzeit die Schlagzeile verfasst: «In Regensdorf hat die Zukunft schon begonnen.»
Burkhart schilderte die Entwicklung des Kultur-Engagement bis zum «Verein lebendiges Regensdorf», dem heutigen «kultuRegensdorf». Und erwähnte aus dem Heer der freiwilligen Helfer zwei Frauen, die mit ihrem Engagement enorme Arbeit geleistet hätten: «Marianne Schnüriger hatte alles für die Kommission gemacht, Margrit Eberhart danach ebenso.» Mit einem eindrucksvoll wortgewaltigen Gedicht sorgte Burkhart auch noch für einen stimmigen Abschluss seiner Ausführungen.
Nach einem Apéro riche fesselte dann Satirikerin Patti Basler zusammen mit Pianist Philippe Kuhn das Publikum mit spitzzüngigen Einordnungen des Zeitgeschehens. Mit Ironie, aber auch mit Selbstironie und der einen oder anderen Unverfrorenheit, zog sie das Publikum mit ihrem Programm «Lücke» in den Bann und sorgte mit Anspielungen oder schnöden Bemerkungen für zahlreiche Lacher. Wobei das Publikum selbst nicht ungeschoren davon kam. So etwa bedauerte Basler frech, dass sich in der vordersten Besucher-Reihe nicht mehr ganz so taufrische Jahrgänge für den Fall der Fälle eines näheren Kennenlernens befänden.
Davor hatte sie auf die «Row Zero» angespielt. Die «Row Zero» ist ein abgesonderter Bereich direkt vor der Bühne bei Konzerten der deutschen Rockband Rammstein. Diese Band beziehungsweise vorab deren Sänger gerieten in diesem Zusammenhang unlängst in die Schlagzeilen. Der «Row-Zero»-Bereich war laut Medienberichten jungen Frauen vorbehalten, die anschliessend für «After-Partys» der Band rekrutiert wurden. Die 47-jährige Patti Basler deutete deshalb an, dass sie ihrerseits gerne etwas mehr jüngere Männer in der «Row Zero» gesichtet hätte. Eher in Richtung einer nicht mehr ganz so präsenten Vergangenheit zählte eine provokante Bemerkung zu Stéphane Chapuisat. Der mittlerweile knapp 55-Jährige war einst zum «Schweizer Jahrhundert-Fussballer» gewählt worden. Basler bezeichnete ihn als «rechten Flügel», wohlwissend, dass der Linksfuss Chapuisat seit Junioren-Zeiten fast ausnahmslos als linker Flügel die Gegner bis auf die höchsten Profi-Ebenen düpiert hatte.
Richard Stoffel
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