Der 12-jährige Otelfinger Jamie Galig vom U13-Elit-Team der ZSC Lions wird nächsten Februar an eiam weltberühmten Eishockey-Junioren-Turnier in Québec teilnehmen können, an dem schon zahlreiche nachmalige Top-Cracks in diesem Alter brilliert hatten.
Otelfingen. Jamie Galig freut sich enorm, dass er die Zürcher Team-Selektion für die 65. Auflage des Pee-Wee-Turniers im französisch sprechenden Kanada geschafft hat: «Diese Teilnahme war immer ein Traum von mir. Ich freue mich riesig auf das Erlebnis mit den anderen Jungs», sagte er gegenüber dem «Furttaler». Zwei Wochen wird Jamie Galig zusammen mit einem ZSC-Kollegen dann vor Ort in einer Gastfamilie wohnen. Zunächst werden am Turnier Vorrunden ausgetragen, anschliessend folgt die direkte K.o.-Phase.
Jamies Vater Patrick Galig (47) war einst selbst an diesem Prestige-Turnier dabei. «Es war vor rund 35 Jahren, als ich dort spielte, damals auch mit dem Team Zurich. Die Stadien waren gerammelt voll, die Ambiance gewaltig. Es war ein Riesen-Erlebnis. Als Kind kennt man sowas nur von den Erwachsenen-Spielen.» Später schaffte es Patrick Galig auch ins Fanionteam des EHC Kloten. Bei drei der vier Meistertitel in Serie trug Galig seinen Teil zum Erfolg bei (1995 bis 1997).
Sohn Jamie Galig spielt in der Nachwuchsabteilung der ZSC Lions auf der Stufe U13, bei der im Schweizer Eishockey keine Team-Ranglisten geführt werden. Auch Unter- oder Überzahl gibt es noch nicht, Strafen werden individuell abgesessen und nicht gegen das Team verhängt. Beim Besuch des «Furttalers» eines U13-Elit-Spiels der ZSC Lions im Stadtzürcher Heuried verloren die Zürcher mit Jamie Galig gegen die Rapperswil-Jona Lakers mit 3:7. Nach Galigs Ausgleichstreffer zum 3:3 zogen die Gäste aus St. Gallen davon und fügten den Lions die fünfte aufeinanderfolgende Niederlage zu.
Niederlagen als Lernprozess
«Niederlagen sind in diesem Alter nicht schlecht, sie führen bei den Spielern zur Selbstreflexion», sagte Lions-Trainer Dario Kostovic zum «Furttaler». Er war einst selbst erfolgreicher Profispieler, unter anderem war er einst mit Zagreb gar in der russisch geprägten KHL aktiv. Zudem war der Schweiz-Kroate in den beiden Vorjahren als Coach beim Pee-Wee-Turnier mit dabei.
«Ein guter Schuss und präzise Pässe», seien zwei von Galigs Qualitäten, sagt Kostovic und ergänzt: «Er ist auch sehr gut mit dem Stock, hat den Kopf oben und verfügt über eine gute Übersicht. Viele Spieler in diesem Alter können noch nicht die Scheibe mit hocherhobenem Kopf führen. Jamie vermag dies auch noch in einem hohen Tempo. Er ist agil und athletisch.» Der talentierte Stürmer habe wohl viel Zeit in seine Entwicklung investiert. Nun sei Galig in einer Phase, in der das Spielverständnis gefördert wird und gefordert ist. «Er darf nicht stehen bleiben, sondern muss weiterarbeiten», fordert Kostovic.
Der Otelfinger musste mehrere Etappen und Kaderreduktionen überstehen, um den Sprung ins Team Zurich zu schaffen. Zunächst meldeten die Trainer der Zürcher Teams (u.a. noch Bülach, Dielsdorf-Niederhasli, Dübendorf, GCK, Illnau-Effretikon, Kloten, Thalwil, Urdorf, Wetzikon und Winterthur) ihre besten Spieler zur Selektionsphase dem kantonalen Eishockeyverband. In den bislang vier Zusammenzügen wurde die Auswahl dann von 49 auf nun 16 selektionierte Spieler reduziert. Galig musste sich auch in Testspielen gegen U15-Teams beweisen. Oder zum Selektions-Auftakt einen Fähigkeiten-Parcours mit Lichtschranken-Messungen bewältigen. Dabei wurde der Speed mit und ohne Puckkontrolle geprüft. Jamie übererfüllte die Anforderungen, bei Vorwärtsbewegungen und Rückwärtsbeschleunigungen sowie im Slalom und bezüglich Agilität schnitt er überdurchschnittlich gut ab im Vergleich mit seinen direkten Konkurrenten, aber auch im Vergleich zu allen 12-jährigen Spielern in der Schweiz, die den Test schon einmal absolvierten.
Weisser Stock
Auf dem Eis fällt Jamie Galig nicht nur durch sein spielerisches Format auf, sondern auch wegen des weissen Stocks. Dieser ist eine Belohnung seines Vaters, der Jamie dafür honorierte, dass er die ersten zwei Selektionen für das Team Zürich überstanden hatte. Es ist ein «Mass-Stock», den man sich bei einem spezialisierten Hersteller anfertigen lassen kann. Nun sei er ein Glücksbringer für Jamie, sagt dessen Vater Patrick, der selbst früher als Trainer bei den Argovia Stars auf der Stufe U9-U13 arbeitete und auf Youtube auch Eishockey-Lernvideos gepostet hat, beispielsweise zum Thema Stockführung, Dribbeln, Ausrüstung und anderem. Auf der aktuellen Altersstufe geht es nach Einschätzung von Galigs Vater für die meisten U13-Elit-Junioren in erster Linie noch um das Toreschiessen und die Punktesammlung. Das defensive Gewissen sei noch nicht so ausgeprägt. Dies entwickle sich erst in den nächsten zwei bis drei Jahren.
Jamie hatte einst als Vierjähriger bei Dielsdorf-Niederhasli im Verbund der Klotener Nachwuchsbewegung seine ersten Gehversuche unternommen. Auf die U9 hin wechselte er zu den Argovia Stars, von denen er auf diese Saison hin als Topskorer seines Teams in die Organisation der ZSC Lions wechselte. Die Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung seien bei den Lions ausgeprägter und professioneller, denkt der ehemalige Klotener Patrick Galig. Ferner sei es sinnvoll, zu einem Stadtzürcher Klub zu wechseln - wegen der allfälligen Aufnahme in eine Sportschule.
Beim ersten Versuch für die Aufnahme ins Sportgymnasium Rämibühl reichte es mit dem Notendurchschnitt noch ganz knapp nicht für Jamie Galig. Für die Sportsekundarschule der Stadt Zürich erfüllt er indes sämtliche schulischen und sportlichen Kriterien. Dennoch befindet er sich aufgrund der grossen Nachfrage im Kanton immer noch auf der Warteliste. Aktuell besucht er die Sekundarschule A in Otelfingen und schätzt die Unterstützung der Schule. Das Ziel bleibt aber der Übertritt ins Sportgymnasium, der nun in zwei Jahren geschafft werden soll.
Geldsammeln für Reisespesen
Die Selektion für das Team Zürich U13 Pee-Wee erfolgte neu über den kantonalen Zürcher Eishockeyverband und nicht mehr über die beiden Zürcher Grossklubs ZSC Lions und EHC Kloten. Doch der Verband muss nun auch das Geld auftreiben für die Reise der talentierten Teenager. Das heisst, es wird teilweise im Verbund vor Ort in den Eishockey-Stadien gesammelt, bei Meisterschafts-Heimspielen der ZSC Lions, dem EHC Kloten und dem Swiss-League-Team von Winterthur. Aber auch indivduell. Jamie Galig sammelt via Crowdfunding-Plattform, zeigt und liefert dabei auch einen persönlichen Einblick dabei (www.lokalhelden.ch/jamie-peewee-2025).
Der individuelle Reisekosten-Anteil wird 3'500 Franken betragen. Neben dem Team Zürich wird mit einer altersidentischen und von weiteren Klubs verstärkten Davoser Auswahl eine zweite Schweizer Equipe in der früheren francokanadischen NHL-Hochburg Québec antreten - dies vor jeweils gigantisch-stimmungsvoller Kulisse mit über 10'000 Zuschauern. Und im Gegensatz zum U13-Spielbetrieb in der Schweiz wird es Über- oder Unterzahl bei Strafen geben. Am Turnier in Québec werden Top-Junioren-Teams aus Nordamerika und Europa teilnehmen.
Das Team Zürich wird vom Kantonalverbands-Trainer Sebastian Schumacher gecoacht. Jamie Galig hat er in seinem Team aufgrund der Vielseitigkeit des ZSC-Juniors nicht in dessem üblichen Rolle als Center oder Flügel vorgesehen. Vielmehr soll er als spielmachender Verteidiger agieren. Dies aufgrund der für sein Alter fortgeschrittenen Übersicht, Puckführung und läuferischen Qualitäten. Jamie Galig nimmt diese Herausforderung noch so gerne an, wie er dem «Furttaler» bestätigt. Schliesslich will er es zum Profispieler bringen.
«Talent alleine reicht nicht»
Jamie Galig arbeitet seit Kleinkinds-Beinen an umfang- und variantenreich an seinen Fähigkeiten. Daheim hat der Vater einen Schuss- und Übungskeller eingerichtet mit einer Art synthetischer Eisplatten, auf denen man auch Schlittschuhlaufen kann. Auch das eine oder andere Trickli lässt sich stets noch verfeinern, meint Galigs Vater, der findet, dass diese Extraschichten durchaus schon als Kind hilfreich sind, um die Feinmotorik früh zu schulen und weiter voran zukommen.
«Es braucht halt Disziplin. Man muss regelmässig dranbleiben und viele Sachen hunderte bis tausende Male üben», weiss Patrick Galig.
Aber sein Sohn hätte auch Freude und jede Menge Spass daran, «es ist seine Leidenschaft. Er hat gewisse Anlagen, die er aber noch maximieren muss. Talent alleine reicht da nicht, um Profi zu werden.» Bei den ZSC Lions absolviert Jamie Galig grundsätzlich sechs Trainings in der Woche, drei davon sind auf dem Eis, die drei übrigen widmen sich der Athletik. Hinzukommen ein bis zwei Spiele pro Woche. Die Eltern investieren dabei wie viele andere Eltern von ambitionierten Junioren-Sportlern einige Stunden Autofahrzeit pro Woche für die entsprechenden Beförderungen.
Jüngere Schwester im Ballett
Je nach Möglichkeit geht Jamie auch mit dem Zug ins Training. Die weiteste Auswärtsreise für ihn in der laufenden Saison ist Bellinzona. Auch Jamies jüngere Schwester Athina Galig (9) ist sportlich sehr aktiv und praktiziert Ballett und zeitgenössischen Tanz, wobei sie laut der Mutter von ihrem Bruder in Sachen Trainingseifer inspiriert wurde und ihm diesbezüglich nicht nachstehen will. Galigs Sohn hätte übrigens auch bei Kloten landen können, was der Vergangenheit seines Vaters geschuldet ist. «Jamie war als Kind eines ehemaligen Klotener Spielers lange Zeit Kloten-Fan. Auch für mich gab es dann aber einen Transformations-Prozess nachdem wir uns für die ZSC Lions entschieden. Heute heisst es daheim 'Mir sind Züri'», sagt Patrick Galig. Der Schweizer Eishockey-Meister ZSC Lions verfügt schliesslich auch über die renommierteste Nachwuchsorganisation des Landes und verzeichnet mit 16 Spielern im erweiterten Kader des Fanionteams auch die aktuell klar höchste Anzahl Eigengewächse aller 14 Klubs der National League.
Richard Stoffel