Organspende-Ausstellung der Sek Unteres Furttal
Die Sekundarschule Unteres Furttal führte diese Woche eine spannende und informative Ausstellung zum Thema Organspende durch.
Die Sekundarschule Unteres Furttal führte diese Woche eine spannende und informative Ausstellung zum Thema Organspende durch.
Otelfingen. Die Ausstellung der Schülerinnen kam im Rahmen eines Wahlfachs in Biologie und Ethik zu Stande. Die ersten Themen in diesem Bereich waren laut der Lehrerin Andrea Kreutzer der begleitete Suizid in Form der unlängst in die Schlagzeilen gekommenen Suizid-Kapsel Sarco. Es folgte die Sterbehilfe als nächstes Thema und danach die Organspende.
Die Neuntklässlerinnen der Sekundarschule Unteres Furttal vertieften sich in das Thema Organspende und erlangten dadurch viel interessantes Detailwissen. Als Abschluss der Unterrichtseinheit hatten die Schülerinnen dann gemeinsam entschieden, eine Ausstellung zu dem Thema zu machen, da ihnen dieses sehr am Herzen lag. Dazu wurde ein Infobrief an alle Lehrpersonen verfasst und die Schulleitung einbezogen. Schliesslich wurden die Schulklassen-Besuchstermine koordiniert. Und zum Abschluss die Ausstellungsstände ideenreich gestaltet.
Bei der kurzen Begrüssung jeder Klasse wurde dann betont: «Es geht nicht darum, jemanden von einer Organspende zu überzeugen. Man soll sich einfach Gedanken machen und möglichst auch mit den Angehörigen darüber sprechen.» Im weiteren Zusammenhang kam auch vorgängig der Fall eines 17-Jährigen zur Sprache, der bei einem Töffunfall tödlich verunglückte. Andrea Kreutzer weiss: «Die Eltern mussten dann mitten im Schmerz entscheiden, was sie machen sollen. Sie entschieden sich dann für eine Organspende.» Es seien dann fünf Organe entnommen worden. Und auf dem Grabstein des verunglückten Jungen befänden sich denn auch fünf Vögel, welche symbolisch für die Lebensverlängerung für fünf Menschen stehen.
Gar bis zu neun Menschenleben kann ein einziger Spender retten, erfuhr man im Rahmen der Ausstellung. Und der Mittelwert der gespendeten Organe im Jahre 2023 lag in der Schweiz bei 2,8 Organen pro verstorbenem Spender. Abgesehen von den Organen werden auch Bänder, grosse Blutgefässe, Herzklappen, Knochen, Knorpel, Sehnen oder Augenhornhäute von Verstorbenen entnommen.
Bei den Besuchern der Ausstellung handelte es sich in erster Linie um die neun Oberstufen-Klassen der Sekundarschule Unteres Furttal in Otelfingen. Ihnen wurden an mehreren Posten interessante Fakten rund um das Thema Organspende präsentiert. Anschliessend konnten sie dann bei unterschiedlichen Ratespielen das Gelernte abrufen und Kleinigkeiten gewinnen. Da wurde beispielsweise die Auflistung sämtlicher Blutgruppen verlangt. Am gleichen Posten hingen «Blutbeutel» am Anschlagbrett. Aus ihnen konnte man trinken, da es sich um Sirup handelte. An diesem Posten erfuhr man ausserdem noch, welche Blutgruppe für eine Spende mit anderen Blutgruppen kompatibel ist. Im Zusammenhang mit der Organspende erhielt die organisierende Schulklasse auch die Gelegenheit, mit einer transplantierten Patientin zu sprechen. Die Frau hatte mit 30 eine neue Lunge bekommen und zudem auch zwei Herzstillstände verzeichnet. «Ihre Schilderungen waren beeindruckend. Sie wäre auch gerne zur Ausstellung gekommen, musste aber leider krankheitsbedingt absagen», sagte die Lehrerin Andrea Kreutzer gegenüber dem «Furttaler».
Im neuen Gesetz, das 2022 in der Schweiz verabschiedet wurde, ist kein Ausweis mehr notwendig, um als Organspender eingetragen zu sein. Ab 1. Januar 2026 gilt hierzulande jede Person ab 16 Jahren als Organspender. Es sei denn, man möchte dies ausdrücklich nicht. Nach dem Ableben könnten die Angehörigen noch ihr Veto gegen eine Entnahme einlegen, falls dies nicht gegen den einst offenbarten Willen des Verstorbenen geschieht. Bei Alleinstehenden wird die Organentnahme ohne hinterlegten Widerspruch einfach vollzogen. Ein Widerspruch muss indes nicht begründet werden. Vielen sei die Vorstellung unangenehm, wenn ihnen Zeugs rausgeschnitten werde. Und sie fragen sich dann: «Bin ich wirklich tot?»
Organspenden ist altersunabhängig möglich, auch im hohen Alter kann man noch über gesunde Organe verfügen und ein wertvoller Spender sein. Natürlich gibt es aufgrund von gewissen gesundheitlichen Einschränkungen oder Erkrankungen auch Personen, die für eine Organspende ungeeignet sind. Bei den Empfängern nach der Transplantation haben einige das Gefühl, dass sie mit dem Organ eines anderen Menschen auch ein Stück von dessen Seele spüren, sagt Kreutzer. In diesem Zusammenhang gab es in Otelfingen auch Informationen zum Hirntod. Mithilfe intensivmedizinischer Herz-Kreislauf-Systeme kann die Lebensdauer der Organe künstlich aufrecht erhalten werden. Weil die Organe mittels Sauerstoff versorgt werden, sind sie nach entsprechenden Untersuchungen noch transplantationsfähig.
Informiert wurde auch, was man nach der Transplantation alles beachten muss. Eine erhöhte Infektanfälligkeit und teilweise lebenslange medikamentöse Behandlung sind in vielen Fällen unvermeidbar. Schwerere Negativ-Folgen sind Abstossung, Nierenerkrankungen oder Krebs. Vielfach fühlen sich die Patienten indes gerettet. Sie können aber für einige Zeit nach dem Empfang verwirrt sein oder Sinnestäuschungen wahrnehmen, fanden die Schüler heraus. Ebenso wurden Ernährungshinweise für die erste Zeit nach der Organ-Transplantation thematisiert. In den ersten sechs Monaten sind gewisse Einschränkungen unumgänglich. Fisch oder rohes Fleisch beispielsweise sind da tabu. Am Ende des ersten Ausstellungstags hat die ausstellende Klasse ihr Ziel erreicht, da schon beim Verlassen der Ausstellung die besuchenden Klassen ziemlich kontrovers über das Thema diskutierten. Kreutzer denkt, dass über 90 Prozent der Schüler vor der Ausstellung wohl nicht gewusst hätten, was eine Organspende sei. «Einfach, weil es auf Tik-Tok nicht thematisiert wird. Denn eine Zeitung liest diese Generation kaum mehr.» Gut, man muss die Reels einfach gezielt suchen, dann würden sie auch zu diesem Thema gefunden.
Richard Stoffel
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