Wenn der öffentliche Raum zum Wohnzimmer wird
Am vergangenen Freitag fand auf dem Zäntiplatz in Regensdorf die «Nimm Platz»-Aktion statt. Sie stellte Raumschaffung für die Jugend in den Mittelpunkt.
Am vergangenen Freitag fand auf dem Zäntiplatz in Regensdorf die «Nimm Platz»-Aktion statt. Sie stellte Raumschaffung für die Jugend in den Mittelpunkt.
Regensdorf. Bunte Sitzkissen liegen zwischen Ping-Pong-Tischen und dem Mini-Soccer-Feld verstreut, auf dem Jugendliche den Ball kicken. Musik schallt über den Platz, Kinder jauchzen, und am Glücksrad gibt es Sonnenbrillen und Glacé zu gewinnen – wahrhaftig zum Glück, denn die Sonne scheint auf den Zäntiplatz, als wäre auch sie Teil der Aktion.
Am vergangenen Freitag verwandelte die Jugendarbeit Regensdorf den Zäntiplatz von 16 bis 21 Uhr in ein offenes Wohn- und Spielzimmer. Die Aktion «Nimm Platz», die im ganzen Kanton Zürich stattfand, sollte Raum schaffen – im wortwörtlichen und übertragenen Sinne.
Zum ersten Mal macht Regensdorf an dieser kantonalen Kampagne mit, um ein deutliches Statement abzugeben: «Wir nehmen an dieser Aktion zum ersten Mal teil», sagt Isabell Grigoleit, Jugendbeauftragte der Gemeinde Regensdorf. «Es soll ein Zeichen sein für mehr öffentlichen Raum für Jugendliche und zur Belebung des Zäntiplatzes beitragen – denn das Jugendhaus in Regensdorf kommt räumlich langsam an seine Grenzen.»
Die Liste der Angebote war lang: Neben Hüpfburg, Tag-Wand und Volleyballnetz stand aber vor allem eines im Zentrum auf dem Zäntiplatz – Platz zum Verweilen, Austauschen, Spielen. Auf einer grossen Karte durften Jugendliche ihre Lieblingsorte in Regensdorf markieren, denn sie sollen sichtbar werden – die Jugendlichen und den Raum, den sie in der Gesellschaft mögen und wertschätzen.
Denn gerade Jugendliche hätten es schwer, einen festen Platz im öffentlichen Raum zu finden, erklärt Grigoleit. «Von Kinderspielplätzen werden sie vertrieben, weil sie zu alt dafür sind. In einem Cafe zu sitzen, können sie sich oft noch nicht leisten.» Deshalb plädiere man als Jugendarbeit dafür, dass Jugendliche nicht aus diesen Räumen verdrängt werden – und ebenso dafür, dass sich Jugendliche bewusst und respektvoll in diesen bewegen. «Damit sie Raum haben und sich vermitteln können.»
Kollege Dario Vögeli, Jugendarbeiter in Regensdorf, zieht ein zufriedenes Fazit: «Das Material hier wird genutzt und sehr geschätzt.» Die Aktion habe gezeigt, wie sehr sich Kinder und Jugendliche nach Raum sehnen – und wie positiv dieser auch angenommen wird, wenn man ihn ihnen einräumt.
Dass Regensdorf dabei eine Vorreiterrolle im Furttal einnimmt, zeigt sich nicht zuletzt an der wachsenden Ausstattung der Jugendarbeit. «Wir haben aktuell gute Ressourcen – das ist nicht selbstverständlich», betont Grigoleit
Die «Nimm Platz»-Aktion wurde von der «okaj zürich», dem kantonalen Dachverband für Kinder- und Jugendarbeit, ins Leben gerufen. Sie fand dieses Jahr in 33 Gemeinden statt – als Teil des 100-Jahr-Jubiläums des Verbands. Mit Sofas, Teppichen und Spielen sollten öffentliche Plätze zu Begegnungsorten werden. Ziel ist es, regelmässig öffentliche Räume in Wohnzimmer zu verwandeln – niedrigschwellig, spielerisch, sichtbar. Denn Freiräume sind mehr als bloss Orte – sie sind Bildungsräume und Orte der Identitätsbildung.
In Regensdorf ist das gelungen. Der Zäntiplatz, ganz im Zeichen seiner Belebung, wurde zum Treffpunkt. Nicht nur für Jugendliche und Kinder. Auch ältere Menschen blieben stehen, schauten zu, kamen ins Gespräch und spielten mit. Eine Aktion, die zeigt: Wer Platz macht, schafft Raum – für Gemeinschaft und Verständnis.
Janik Schmid
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