Premiere für Hüttikon –Beatrice Derrer ist neu im Kantonsrat
Die erste Gemeindepräsidentin von Hüttikon und nun die erste Vertretung aus Hüttikon im Kantonsrat – Beatrice Derrer geht ihren politischen Weg.
Beatrice Derrer schreibt Geschichte: Als erste Gemeindepräsidentin von Hüttikon zieht sie zugleich als erste Vertretung der Gemeinde in den Kantonsrat ein. Bild: Judith Sacchi
Die erste Gemeindepräsidentin von Hüttikon und nun die erste Vertretung aus Hüttikon im Kantonsrat – Beatrice Derrer geht ihren politischen Weg.
Hüttikon. «Hoch hinaus wollte ich schon immer», schmunzelt Beatrice Derrer im Gespräch. Und damit meint sie nicht nur ihre Leidenschaft für die Berge, wo sie auch schon den einen oder anderen 4000er geknackt hat, sondern auch die Politik. Und hier geht sie ruhig, aber bestimmt ihren Weg, welcher sie nun in den Kantonsrat führt. Die Gemeindepräsidentin von Hüttikon hat das Politiker-Gen wohl von ihrem Grossvater geerbt. Er war Schul- als auch Gemeindepräsident in Hüttikon und wäre bestimmt stolz auf seine Enkeltochter gewesen, hätte er denn ihre politische Laufbahn noch erleben dürfen. Ihr Vater indes hatte kein Interesse an einer politischen Karriere und kümmerte sich lieber um den Bauernhof der Familie. Die Liebe zum Bauerntum hat er seiner Tochter aber mit auf den Weg gegeben, welche den elterlichen Hof mit Milchkühen und Grossviehmast zusammen mit weiteren Familienmitgliedern bewirtschaftet. Am liebsten ist sie dabei auf dem Feld oder im Stall, das sei ihre Welt, meint sie im Gespräch.
Die heute 53-Jährige sympathisierte schon früh mit der SVP, da diese auch den Bauernstand unterstützt. Und ja, die klare Linie von SVP-Urgestein Christoph Blocher habe sie damals schon inspiriert, den Weg in die Politik einzuschlagen. Sie habe trotzdem nicht immer alles für gut befunden, was die Partei beschlossen habe, «ich bin keine Ja-Sagerin und kann auch kritisch sein», meint Derrer, auch der eigenen Partei gegenüber. Trotzdem sei die Meinung der SVP meist auch ihre und so ist sie seit einigen Jahren auch Mitglied der Ortspartei Dänikon-Hüttikon, wo die engagierte Politikerin heute im Vorstand sitzt.
2006 kam auch die Anfrage, ob sie denn im Gemeinderat Hüttikon mittun möchte. «Ja, das hat mir dann schon einige schlaflose Nächte beschert», sieht
Derrer zurück, denn das war sozusagen ein Senkrechtstart in die Politik. Sie nahm die Herausforderung an und übernahm als gelernte Treuhänderin das Ressort Finanzen. 2020 trat Markus Imhof als Gemeindepräsident zurück und es kam, wie es kommen musste, mit Beatrice Derrer übernahm als erste Frau in der Geschichte Hüttikons das Zepter als Gemeindepräsidentin. Und da möchte sie auch bleiben, sie trete im nächsten Jahr im März wieder zu den Wahlen an, verrät sie im Gespräch, sicher noch weitere vier Jahre, dann würde man weitersehen.
Ganz nach dem Motto «sag niemals nie» wird Beatrice Derrer nun Ende August einen Sitz im Kantonsrat innehaben. «Ich sagte eigentlich immer, dass ich nie in den Kantonsrat möchte», schmunzelt sie, aber das Leben schreibt eben seine eigenen
Geschichten.
2023 nominierte die SVP Ortspartei Dänikon-Hüttikon drei Kandidaten für die Kantonsratswahlen. Nebst Derrer waren dies Christian Lucek (bisher) und
Fabian Schenkel. Lucek verpasste die Wiederwahl knapp, für Derrer und Schenkel reichte es auch nicht ganz. «Für mich war das damalige Resultat völlig in Ordnung», so die Gemeindepräsidentin.
Nun rückt die bodenständige Politikerin in den Kantonsrat nach. Sie tritt die Nachfolge von Jürg Sulser aus Otelfingen an, welcher vom Mai 2024 bis April 2025 das Kantonspräsidium innehatte. «Er hat immer mal wieder durchblicken lassen, dass er vor dem regulären Amtszeitende aufhören werde», so Derrer.
Eigentlich war klar, dass dann Christian Lucek als erster Nicht-Gewählter auf der Liste im Kantonsrat Einsitz nehmen würde. Da dieser aber nun im Verwaltungsrat der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) Einsitz genommen hat, kann er nicht mehr im Kantonsrat sein.
«Ich trete dieses Amt mit einem gewissen Respekt an», meint Derrer im Gespräch, «freue mich aber auf die neue Aufgabe und werde meine Meinung sicherlich einbringen», woran wohl niemand zweifelt. Sie sei parat und wolle die Bürgerlichen stärken, unterstützen und sich für eine bürgerliche Mehrheit im Kantonsrat einsetzen. Ihr Motto, ganz nach den Worten von General Guisan: «Bleiben wir ruhig, stark und
einig».
Den Unterschied zu ihrem Gemeindepräsidium sieht sie denn auch ganz klar darin, dass die Partei da keine grosse Rolle spiele, «man ist für alle da». Im Kantonsrat dagegen vertrete sie ganz klar die Interessen der SVP. Den einzigen Vorteil, beide Ämter zu bekleiden, sieht Derrer darin, dass sie näher am Geschehen des Kantons sei.
«Man muss diese beiden Aufgaben auch klar trennen können, ich kann das und will das auch», lässt Beatrice Derrer keine Zweifel offen.
Doch eines will sie an beiden Orten praktizieren, nämlich sachlich, authentisch und volksnah sein und bleiben. Die stille Schafferin, wie sie sich selbst bezeichnet, welche nicht so gerne im Rampenlicht steht, «aber das gehört halt als Politikerin auch dazu», ist stolz darauf, dass sie als erste Hüttikerin Einsitz im Parlament nimmt.
«Aber nein», lacht sie, «mit einem Sitz im Bundesrat liebäugle ich ganz bestimmt nicht.» Ganz bestimmt nicht, hake ich nach, ein kurzes Schweigen verrät, bei der sympathischen und engagierten Politikerin aus Hüttikon ist alles möglich und wer weiss, wie hoch hinaus sie wirklich noch will und geht.
Judith Sacchi
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