Christoph Blocher
Die NZZ resümiert: Wer für die schweizerische Neutralität einsteht – also die dauernde, bewaffnete und umfassende Neutralität, die auch bei keiner Hungersperre mitmacht –, sei ein Feind Amerikas. Und wer neutral sei bei einem Krieg zwischen den USA und Russland – und einzig darum geht es ja in Wahrheit beim Ukrainekonflikt –, der sei ein «Antiamerikaner».
Was halte ich davon? Bei aller Sympathie: Man muss als Schweizer nicht alles als richtig empfinden, was die Amerikaner machen. Auch wenn wir gesinnungsmässig näher bei den USA als bei Russland stehen – schon aus demokratischen Gründen – gilt dies. Doch Amerika hat die Schweiz in den letzten Jahren mehr geplagt als Russland. Denken wir nur an das Nationalbankgold! Und schon während und nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Amerikaner wenig Verständnis für die Schweizer Neutralität. Ganz nach dem Motto: «Wer nicht für mich ist, ist wider mich.»
Weit realistischer beurteilte dies der britische Premier Winston Churchill. Er anerkannte, dass die Schweizer alles getan haben, um ihre Freiheit, Demokratie und Unabhängigkeit zu wahren. Zwar sei unser Land im Krieg nicht auf Seiten der Alliierten gestanden. Aber die Schweiz habe auch dem Nationalsozialismus und dem Faschismus widerstanden, obwohl sie von den Achsenmächten vollständig umringt gewesen sei. Das Land sei mutig und standhaft geblieben, auch wenn es sich nicht in den Krieg eingemischt habe.
Wer im gegenwärtigen Ukrainekrieg die Sanktionen der EU übernimmt, wie es der Bundesrat beschlossen hat, wird für die Russen zur Kriegspartei – zum Nachteil der Schweiz und der Schweizer. Dabei wäre es höchste Pflicht der Landesregierung, Schaden vom eigenen Volk abzuwenden.
E gfreuti Wuche.
Christoph Blocher